
Was ist eine Floskel? Man versteht darunter eine inhaltslose, nichtssagende Redewendung. Typisch sind Höflichkeitsfloskeln wie „sehr geehrte“ als Anrede oder abgedroschener Sprachstil wie die „Parkbank, die zum Verweilen einlädt.“ So weit, so harmlos.
Bedenklich werden Floskeln, wenn Begriffe verdreht, gekapert und missbraucht werden oder neue Wörter erfunden werden, um damit in den Medien zu provozieren – die dann prompt die Wortwahl zitieren. Für die aus ihrer Sicht schlimmsten Beispiele haben die Journalisten Udo Stiehl und Sebastian Pertsch auch in diesem Jahr den Negativpreis „Floskel des Jahres“ vergeben.
Auf Platz eins schaffte es das Wort „Freiheit“. Warum? Die Journalisten kritisieren die „Umdeutung eines hochangesehenen Guts wie Freiheit“. So sei zum Beispiel Atomkraft als „Freiheitsenergie“ bezeichnet worden. Auf Platz zwei schaffte es das Wort „Sozialtourismus“, das schon 2013 zum „Unwort des Jahres“ gekürt wurde. Die Wortwahl suggeriere, „dass Einwander*innen vor allem wegen Sozialleistungen kämen“. Platz drei „technologieoffen“ bezeichnen sie als „sprachlichen Nebelkerzenweitwurf“, mit dessen Hilfe man »auf altbackene Techniken beharren" könne. Den Begriff „Klimakleber“, Platz vier, nennen sie eine „einprägsame Alliteration, die an Verächtlichkeit kaum zu überbieten ist“. Das Sprachetikett reduziere „Menschen ungeachtet ihrer Ziele auf die Protestform“. Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit dem „Doppel-Wumms“ auf Platz fünf geschafft.
Udo Stiehl und Sebastian Pertsch machen seit 2014 mit ihrem sprach- und medienkritischen Projekt „Floskelwolke“ auf Floskeln, Phrasen oder fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten aufmerksam und wurden dafür mit dem "Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik" ausgezeichnet. Seit 2020 küren sie die Floskel des Jahres. Diesmal standen mehr als 70 Begriffe und Formulierungen zu Auswahl, die den beiden aufgefallen oder von Leser*innen für die Floskelwolke vorgeschlagen wurden.
Quelle: Die Pressemitteilung zur Floskel des Jahres 2022