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Ewig gültig: Die Schreibregeln von George Orwell


Harald Martenstein hat kürzlich in einer seiner Kolumnen auf George Orwells Essay "Politics and the english language“ verwiesen. Er ist 1946 erschienen. Am Ende formuliert Orwell sechs Regeln für Texte, die nicht nur Martenstein bis heute als nützliche Bauanleitung bezeichnet.


Grund genug, sich den Essays durchzulesen oder anzuhören. Auf Youtube gibt es verschiedene Fassungen mit Mitlesen. Ich hatte mir bis dahin immer eingebildet, die englische Sprache sei klarer und einfacher, auch weil sie Bandwurmwörter und Schachtelsätze nicht so einfach zulässt. Viele Sprachsünden erlaubt sie offenbar.


Orwell prangert als „modernes Englisch“ eine Sprache an, die abgedroschene Metaphern, aufgeblasene oder langweilige Verben benutzt und sich von konkreten Wörtern entfernt. „Modernes Englisch“ bestehe darin, lange Wortstreifen, die bereits von jemand anderem geordnet wurden, zusammenzukleben. Das sei einfach. Es ist einfacher – noch schneller, wenn man es sich angewöhnt hat – zu sagen „meiner Meinung nach ist es keine ungerechtfertigte Annahme …“, als zu sagen: „ich denke“.


Was mit der englischen Sprache passiere, vergleicht er mit einem Mann, der zu trinken beginnt, weil er sich als Versager fühlt, und dann umso vollständiger versagt, weil er trinkt: „Sie wird hässlich und ungenau, weil unsere Gedanken töricht sind, aber die Schlampigkeit unserer Sprache macht es uns leichter, törichte Gedanken zu haben.“

Das lässt laut Orwell ändern. Wer sich mehr Mühe gibt mit der Sprache, kann klarer denken. Und klarer zu denken, sei ein notwendiger Schritt zur politischen Erneuerung.


Orwell hat sechs Regeln formuliert, die auch in der deutschen Sprache bestens funktionieren:


  1. Benutze niemals eine Metapher, einen Vergleich oder eine Redewendung, die man oft gedruckt sieht.

  2. Benutze niemals ein langes Wort, wo es auch ein kurzes tut.

  3. Wenn ein Wort gestrichen werden kann, dann streiche es.

  4. Benutze niemals das Passiv, wo auch das Aktiv geht.

  5. Benutze niemals ein Fremdwort, ein Fachwort oder einen Jargon-Ausdruck, wenn dafür ein Ausdruck in Alltagssprache einfällt.

  6. Brich lieber jede dieser Regeln, bevor Du etwas schreibst, was grauenhaft klingt.

Wer Lust hat, sich den Originalvortrag anzuhören und dabei mitzulesen, findet ihn hier.

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