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Ganz schön ähnlich: Schreiben und Musizieren


Foto: Shutterstock


Nach einem Schreibkurs, schrieb mir eine Musikerin diesen Text:

Hallo Gerlinde,

in diesem Kurs ist mir klar geworden, wie sehr sich das Schreiben dem Musizieren ähnelt. Davor war das Texte schreiben für mich das totale Grauen, sowie die ersten Male auf den Sessions, in der ich vor Publikum Solos gespielt habe. Man ist sich unsicher, hat viel zu viele Sachen im Kopf auf einmal und keine Ahnung, wie man damit umgehen soll. Was das Solieren angeht, weiß ich inzwischen, dass man sich nicht entmutigen lassen darf und weiter Erfahrungen sammeln soll. Man lernt Strukturen, an denen man sich hält und baut sich sein eigenes Repertoire an Stücken auf. Es gibt auch so etwas wie das “Schwarzbrot” beim Solieren, Melodielinien (“Licks”), man lernt sie und “spielt sie ab” ohne Nachzudenken. Man muss auch nicht das Rad der Improvisation neu erfinden, man beschäftigt sich viel mit Transkriptionen von guten Spielern und vergleicht diese mit seinen. Fällt einem gar nichts ein, reicht eine kleine Phrase und man variiert sie in alle möglichen Formen. Ein gutes Solo braucht einen guten Anfang, der den Hörer gleich mitnimmt, ein Aufbau, ohne den Hörer zu “zu texten” und einen Höhepunkt, der bestenfalls den Hörer nichts anderes übrig lässt, als alles fallen und liegen zu lassen um zu applaudieren. Was das Schreiben angeht, weiß ich inzwischen, dass es noch Zeit und viele Texte braucht, damit ich sicherer und schneller welche verfassen kann. Es werden auch viele davon schlecht sein und viel Überarbeitung brauchen, bis diese öffentlich gestellt werden können. Aber diesem Prozess bin ich ungefähr vertraut, daher habe ich mehr Geduld mit mir.


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